Restaurierung der Kassettentäfer
Befund:
In den ehemaligen Wohnzimmern im Erdgeschoss sind die Wände und Decken mit einem sogenannten Kassettentäfer versehen. Die hölzerne Wand- und Deckenbekleidung dient einerseits dazu, ein behagliches Raumklima zu erlangen: Warme, hölzerne Wandoberflächen strahlen Wärme ab und dämmen zudem leicht. Anderseits war das Wohnzimmer oft der repräsentativste Raum im Haus und konnte mittels Täfer entsprechend aufgewertet werden. Im Obergeschoss sind lediglich die Decken getäfert, die Wände hingegen sind mit einem Kalkputz versehen. Hier wurde der Raum mit dem Täfer aufgewertet; man verdeckte auf diese Weise die einfache Balkendecke, in die ein minderwertiger Blindboden eingeschoben ist.
Ein Kassettentäfer ist mit Längs- und Querfriesen konstruiert, dazwischen werden Füllungen eingesetzt. Die Friese verfügen über eine Nut und sind nicht selten mit einem zierenden Profil versehen. Die Konstruktion des Kassettentäfers gewährleistet, dass das Holz schwinden und quellen kann. Die Füllungen laufen über die Nuten in die Friese und haben dort Platz für das Schwinden und Quellen. Über die Jahre haben die Täferwände etwas gelitten und benötigten eine sanfte Restaurierung. An diversen Stellen sind die Füllungen gerissen oder die Verleimung der einzelnen Bretter der Füllung hält nicht mehr, wodurch offene Fugen entstanden sind.
Massnahmen:
1. Deckentäfer
Als erstes wurden jeweils die Deckentäfer restauriert und fixiert. Da diese zur Bauzeit nur mit handgeschmiedeten Nägeln fixiert wurden und mit Nägeln damals sehr sparsam umgegangen wurde, mussten die Deckentäfer an diversen Stellen ergänzend befestigt werden. Zudem wurden sie, sofern es die Unterkonstruktion zuliess, im gleichen Arbeitsschritt etwas begradigt. Danach konnten die Risse und offenen Fugen geflickt werden. Hierbei wurde jeweils ein neues Stück Holz eingesetzt, d.h. die Füllung wurde auseinandergestossen und dort, wo der Riss oder die offene Fuge war – je nachdem wie die Kante aussah – etwas nachgeschnitten, um eine saubere Leimfläche zu erhalten. Die Füllungen sind seit deren Einbau zum Teil stark geschwunden; so sind sie an diversen Stellen seitlich aus den Nuten gefallen. Im Erdgeschoss wurden aufgrund dessen bereits früher einmal Massnahmen getroffen. Es wurden Zierleisten montiert, die sozusagen die Nuten verbreitern. Wo keine Zierleiste montiert war, ergänzten wir die Füllungen.
Um an den Decken überhaupt sinnvoll arbeiten zu können, entfernten wir zuerst in den darüber liegenden Stockwerken die Böden inkl. Zwischenraumfüllungen und Blindböden. Die Deckentäfer waren stellenweise als Dämmung mit Ären bedeckt; zudem waren haufenweise kleinere Steine darauf, welche die Arbeiten erschwert hätten. Die Böden entfernten wir aber nicht nur, um die Decke zu restaurieren, sondern vielmehr deshalb, weil wir gleichzeitig die Bodenaufbauten in Angriff nahmen (hierzu folgt später ein separater Blogeintrag).
2. Wandtäfer
Nachdem sämtliche Deckentäfer befestigt und restauriert waren, ging es an die Restaurierung der Wandtäfer. In der Stube, in welcher letzten Winter der Kachelofen restauriert worden war, hatte das Täfer am meisten gelitten. Grundsätzlich fiel uns auf, dass das Täfer im Erdgeschoss ursprünglich mehrheitlich aus einem anderen Haus stammen musste. Dies machte sich bei diversen Details bemerkbar: Einerseits stimmt der Deckenspiegel nicht mit der Raumlänge überein. Anderseits ergeben auch die Täfereinteilungen insgesamt wenig Sinn. Stellenweise wurde sogar Täfer eingebaut, welches rein von der Profilierung her nicht zum Grossteil der restlichen Täferausstattung passt. Das Täfer bedurfte ohnehin der Restaurierung; hierbei bauten wir an einigen offensichtlich uneinheitlichen Stellen auch Täfer nach oder änderten den Bestand leicht ab, damit sich ein stimmiges Bild ergibt. Bei genauerem Betrachten ist aber nach wie vor erkennbar, dass das Täfer ursprünglich an einem anderen Ort schon einmal eingebaut worden sein musste.
3. Fenstersimse
Der Raum mit dem restaurierten Kachelofen war früher in zwei Räume unterteilt. Im einen hatte die Familie Lüthy (gemäss Erzählung von Frau Vock-Lüthy) eine Wirtsstube und im anderen befand sich das Elternschlafzimmer. Die Räume waren mit einer Klappwand unterteilt. Im Raum der ehemaligen Wirtsstube wurden die aus Fichtenholz hergestellten und anschliessend mit Farbe gestrichenen Fenstersimse im Laufe der Zeit durch geölte, aus Eiche hergestellte ersetzt. Diese waren im Gegensatz zu den älteren sehr gut in Schuss, weshalb wir uns dafür entschieden, die bemalten ebenfalls durch Simse aus Eiche zu ersetzen. Aus einem Abbruchobjekt hatte ich noch diverse Eichensimse am Lager, die wir für diese Arbeit gut gebrauchen konnten. Auf diese Weise bekommt man im Raum ein einheitlicheres Bild. Im angrenzenden Raum wurden die bemalten Fenstersimse beibehalten.
4. Dämmen der Wände
Die Bruchsteinmauer hinter dem Täfer ist mit einer Stärke von rund 90 cm sehr massiv gebaut. Eine solch dicke Steinmauer bringt schon einen relativ guten Dämmwert mit sich. Als Dämmmassnahme wurde daher in den grossen Flächen nichts weiter unternommen, dafür bei den Brüstungen unter den Fenstern. Dort ist das Mauerwerk nur etwa 30 cm dick. Hier haben wir das Brüstungstäfer entfernt und die Mauer dahinter mit einem Dämmputz versehen, um anschliessend das Brüstungstäfer wieder zu montieren.
Besonderheiten:
Ein Grossteil des Deckentäfers im Erdgeschoss weist – unter mehreren Farbschichten – Malereien auf. Die Malereien auf den Füllungen sind jedoch nicht in sich abgeschlossen. Für uns ist das klar ein Indiz dafür, dass das Täfer hier eine Wiederverwendung gefunden hat. Interessant ist auch, dass der Deckenspiegel im Erdgeschoss nicht auf die Raumdimensionen eingeht, sondern in der Länge in der Mitte eines Feldes abrupt aufhört. Das lässt sich zusammen mit den abgeschnittenen Malereien gut erklären. In der Breite konnte das Täfer relativ einfach angepasst werden; deshalb wurden die Füllungen in der Breite verkleinert und man sieht nicht mehr die gesamte Malerei. Die Querfriese sind mittels Zapfen in die Längsfriese eingezapft und können ohne grossen Aufwand etwas verkürzt werden. In der Länge ist eine Verkürzung allerdings massiv aufwändiger, da die Längsfriese raumlang sind und die Zapfenlöcher der Querfriese bereits ausgestemmt waren. Im Obergeschoss hingegen nehmen die Deckeneinteilungen der Räume Bezug auf die Raumdimensionen und wurden mit grösster Wahrscheinlichkeit beim Bau des Hauses neu hergestellt. Bretter mit derselben Malerei wie auf den Füllungen des Deckentäfers im Erdgeschoss haben wir mittlerweile an diversen Einbauten im Haus entdeckt. Sie wurden als Dachuntersicht verwendet, aber auch in bearbeiteter Form als Schiftholz für die Täferdecken sowie als Putzträger bei den Fensterstürzen.
Das sieht ja schon ganz «ahmächelig» aus und gibt bereits eine Ahnung, wie schön das schlussendlich sein wird.