Instandstellung der Küchendecke

Man betritt das Haus durch den hinteren Eingang und gelangt über ein paar Treppenstufen in das etwas erhöhte Erdgeschoss des Gebäudes. Rechterhand gelangt man in die historische Küche, wo später auch die Familie Lüthy ihre mehrheitlich selbst angebauten Lebensmittel zubereitete und wo auch die neue Küche zu liegen kommen wird. Geradeaus gehend gelangt man in die ehemalige Wirtsstube. Wie die im Haus geborene und aufgewachsene Frau Vock-Lüthy zu erzählen wusste, führte die Familie Lüthy einen Restaurantbetrieb. Das Haus wurde zu dieser Zeit auch „Wirtshaus zur Trauben“ genannt. Eine Klappwand trennte das Elternschlafgemach von der Wirtsstube; wenn zu wenig Platz für die Gäste war, scheute sich die Familie Lüthy aber nicht, zusätzlich auch das Schlafgemach zur Gaststube zu machen.

Zur Zeit der Lüthys präsentierte sich die Küche bereits nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Der trichterförmige Rauchabzug über der offenen Feuerstelle war schon zu dieser Zeit veraltet und man kochte bereits mit einem Tiba-Herd, der nach Bedarf auch die Sitzkunst neben dem Ofen in der Gaststube beheizte.

Als ich das Haus kennenlernte, war in der Decke ein Knick zu sehen, der auf einen gerissenen Balken hinwies. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch unklar, wie die Balken unter der verputzten Decke ausschauen würden; ich vermutete in diesem Bereich den historischen Rauchabzug und staunte nicht schlecht, als beim Entfernen des Kalkverputzes ein 4 Meter langer, verrusster, angeschrägter Balken zum Vorschein kam. Dieser bezeugt ganz klar, dass sich die allererste Küche des Hauses ebenfalls in diesem Raum befunden hatte. Denn die Schräge bildete den Anfang des Rauchabzugs, der auch im Raum oberhalb an der Wand abzulesen ist. Dort wo der angeschrägte Balken in den Querbalken eingezapft ist, entstand ein Riss und die Decke senkte sich in diesem Bereich; die Verzapfung war angesichts der Gewichtslast schlicht zu schwach dimensioniert.

Unsere Aufgabe war klar: Die bestehende Balken-Struktur soll erhalten bleiben, sodass auch zu einem späteren Zeitpunkt noch ablesbar sein wird, dass hier die historische Küche war. Um die bestehende Balkenlage zu sichern und zu verstärken, mussten wir einen Teil der Zwischenfüllungen entfernen. Interessant war die Machart der Füllungen: Gespaltene Äste wurden mit Stroh und Lehm umwickelt und über eine Auskerbung in Nuten geschoben, die seitlich an den Balken gemacht wurden. Dies entspricht dem Prinzip Blindboden, wie man es in den anderen Räumen im Haus antrifft, aber mit Ästen, Lehm und Stroh. Ich vermute, dass dies bereits eine feuerpolizeiliche Massnahme aus dem Erbauungsjahr 1805 war, da zur selben Zeit im Aargau der Brandkataster eingeführt wurde.

Den gesprungenen Balken sicherten wir mit zwei Metallplatten, die mittels Gewindestangen den Balken zusammenhalten. Danach wurden die alten Balken mit neuen verstärkt. Mit der Verstärkung wurde zugleich ein gerades Auflager für den Boden im oberen Raum eingebracht.

Als nächstes wird dann ein Blindboden montiert, auf welchem wir das Stroh-Lehm-Gemisch in einer anderen Form wieder einbringen werden. Lehm lässt sich nämlich wunderbar wiederverwerten. Über die Decke werden auch die beiden Küchen im Erdgeschoss und Obergeschoss erschlossen. Sobald sämtliche Leitungen verlegt sind, werden wir einen Holz-Riemenboden über die Balkenverstärkungen schrauben. Dieser versteift die Balken zusätzlich und dient als Grundlage für den Bodenaufbau der Küche im Obergeschoss, die mit einer Fussbodenheizung und Linoleum versehen werden soll. Zudem kann dann im Erdgeschoss die Decke verkleidet und anschliessend verputzt werden.

Ausblick:
Momentan sind wir parallel auch mit der Restaurierung der Fensterstöcke beschäftigt. Die Eichenbalken haben über die Jahre stark gelitten und müssen zum Teil ersetzt werden. In etwa vier Wochen beginnen wir dann mit den Arbeiten am Dach, sofern es das Wetter zulässt. Die nötigen Bauelemente wie z.B die Ochsenaugen sind bestellt, damit diese dann auch zum richtigen Zeitpunkt eingebaut werden können.

3 Comments

  • Ich bin fasziniert, wie Sie aus diesem Altbau ein Schmuckstück machen werden. Wenn ich Ihren Bericht lese und die Fotos anschaue, staune ich über Ihre Fachkenntnisse und Ihren Mut, alle diese Herausforderungen zu meistern.
    Ich freue mich auf weitere Berichte und schaue den Baufortschritt auch immer wieder vor Ort an. (Leider nur von Aussen).
    Wenn es die Möglichkeit ergibt, werde ich gerne am 1. Dezember bei Ihrer Führung dabei sein und das Schmuckstück besichtigen.
    Ich wünsche Ihnen, dass möglichst keine weiteren negativen Überraschungen auftauchen und gutes Gelingen.

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