Fensterläden

Um die Räume in der Nacht abzudunkeln oder im Sommer grosse Hitze durch die Sonneneinstrahlung fernzuhalten, aber auch, um die Fenster bei schweren Stürmen zu schützen, braucht es Fensterläden. Am Seckelmeisterhaus vorgefunden haben wir gewöhnliche Jalousie-Läden. Diese waren aber in einem nicht zu rettenden Zustand, sodass sie ersetzt werden mussten. Da die klassischen Jalousien erst in der Mitte des 19. Jhr. verbreitet anzutreffen waren, gehen die Denkmalpflege und ich davon aus, dass zur Bauzeit gewöhnliche Bretterläden angebracht wurden. Genau solche Brettläden kommen nun auch am Seckelmeisterhaus zum Einsatz.

Für die Produktion der Fensterläden verwendeten wir Lärche – ein einheimisches Holz, welches zudem in der Region gewachsen ist und in Villmergen zu Brettern verarbeitet wurde. Lärche ist neben Eiche eines der witterungsbeständigsten einheimischen Hölzer und eignet sich hervorragend für die Verwendung im Aussenbereich. Lärche würde auch sehr gut ohne Farbbehandlung auskommen. Da aber das rohe Holz nicht zum Charakter des Hauses passen würde, haben wir sie mit Ölfarbe behandelt.
Die von der Sägerei Stähli in Villmergen bezogenen Klotzbretter bearbeiteten wir zunächst in der Schreinerei zu geraden Brettern mit planen Oberflächen, um dann auf der Baustelle die weiteren Bearbeitungsschritte vorzunehmen. Nach dem Richten der Bretter wurden diese jeweils sortiert und für die einzelnen Läden bereitgestellt. Insgesamt haben wir für 22 Fenster 44 Läden produziert. Als klar war, wie die Anordnung der Bretter sein würde, konnte mit dem Verbinden der einzelnen Bretter begonnen werden:

Grundsätzlich werden die Läden – wie auch zur Bauzeit – ohne Verwendung von Leim hergestellt. Dies setzt eine präzise Arbeitsweise und traditionelle Holzverbindungen voraus. Eine Nut- und Kammverbindung sorgt dafür, dass sich die einzelnen Bretter eines Ladens nicht unterschiedlich biegen. Zudem bleiben auf diese Weise die Fugen geschlossen, falls das Holz bei starker Sonneneinstrahlung schwinden sollte. Damit sich die Bretter generell weniger stark biegen können, wurde eine sogenannte Gratleiste eingelassen. Diese ist konisch zulaufend und verkeilt sich im Werkstück. Die Gratleiste dient aber auch zur Befestigung der Bänder. Auf der einen Seite des Brettes werden die Gratleisten eingelassen und auf der anderen die Bänder montiert. Die Nägel, mit welchen die Bänder befestigt werden, halten die einzelnen Teile des Ladens – neben dem Klemmen durch die Gratleisten – zudem zusammen. Da die Gratleisten gleich dick sind wie die Bretter der Läden, aber nur 2/3 der Stärke in das Brett eingelassen werden, kann das Band an diesen Stellen gut angenagelt werden.

Nachdem nun die Gratleisten hergestellt und eingelassen worden waren, konnten die Bretterläden von Hand überhobelt werden. Das Überhobeln von Hand kam konsequent an allen neu verbauten Hölzern zum Einsatz, die so aussehen sollen, als wären sie schon immer da gewesen. Denn zur Bauzeit des Hauses wurden die Hölzer meist noch komplett von Hand bearbeitet. Nach dem Überhobeln konnten die Fensterläden eingepasst und anschliessend montiert werden. Vor der Befestigung der Bänder wurde das Holz an diesen Stellen bereits grundiert, um später einen durchgehenden Schutzanstrich zu haben. Nach dem Montieren und Einpassen wurde noch eine sogenannte Schlagleiste montiert. Diese dient dazu, dass beim Schliessen der Läden nur jeweils einer mittels Anziehschlenggen am Fenster befestigt werden muss; der zweite Laden hält dank der Schlagleiste. Zu guter Letzt wurden dann noch die Ladenrückhalter und die Anziehschlenggen befestigt. Die Ladenrückhalter werden im Mauerwerk befestigt und halten die Läden an Ort und Stelle.
Die Beschläge wurden von Michael Aeschimann, einem Schmied aus Beromünster, in Handarbeit hergestellt (siehe Blogeintrag „Schmiedearbeiten“). Obwohl die Beschläge bereits mit einem Rostschutz versehen wurden, haben wir sie bis auf die Rückhalter, mit Ölfarbe überstrichen. Der Grund dafür liegt darin, dass in früheren Zeiten das Eisen mit der Farbe vor Korrosion geschützt wurde und in den allermeisten Fällen mit derselben Farbe wie die Läden selber gestrichen wurde.

One Comment

Schreiben Sie einen Kommentar zu Erika Blüm Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.