Bauholz aus dem lokalen Wald
Bei einem Spaziergang durch den Wohler Wald anfangs Jahr wurde ich auf frisch gefällte Weiss- und Rottannen aufmerksam. Bei diesem Anblick reifte in mir der Gedanke, diese für unsere Arbeit am Seckelmeisterhaus zu verwenden. So nahm ich kurz darauf mit dem lokalen Forstbetrieb Kontakt auf und vereinbarte einen Termin zur Besichtigung der Stämme im Wald. Beim Treffen mit Leonz Küng vom Fortbetrieb Wagenrain wurde schnell klar, dass diese Idee in die Tat umgesetzt werden würde. Leonz Küng erzählte mir von der Problematik des Borkenkäfers, welcher diesen Sommer aufgrund der Trockenheit erneut massenhaft Weiss- und Rottannen befallen hat, weshalb mehr Bäume gefällt werden mussten, als überhaupt verkauft werden können. Ich berichtete von meinem Umbau und meiner Idee, sämtliche neuen Holzböden aus Holz aus den umliegenden Wäldern anzufertigen. Daraufhin veranlasste Leonz, dass 13 Stämme Weisstanne in guter Qualität für den Umbau des Seckelmeisterhauses zur Sägerei Gottfried Stähli nach Villmergen gebracht wurden.
In der Sägerei angekommen wurden die Stämme zuerst entrindet und anschliessend auf die gewünschte Dicke geschnitten. Da das Holz, wenn es als Rundholz aus dem Wald kommt, noch sehr viel Wasser enthält, muss dieses nach dem Schneiden auf Holzleisten gelegt werden. Somit kann die Luft um jedes einzelne Brett zirkulieren und das Holz trocknen. Um die Bretter dann auch zeitnah einbauen zu können, wurden sie von Gottfried Stähli in den Trocknungsofen gestapelt, nachdem sie einige Wochen im Freien gelagert worden waren. Dort wurden sie dann auf 8-10% Holzfeuchtigkeit getrocknet. Dies entspricht der Feuchtigkeit, die Holz aufweisen sollte, wenn es im Innenbereich verwendet wird.
Nach zwei bis drei Wochen hatten die Bretter die gewünschte Feuchtigkeit erreicht und waren bereit zur Weiterverarbeitung. Zusammen mit dem Mitarbeiter der Sägerei nahm ich dann die weiteren Bearbeitungsschritte vor. Als erstes besäumten wir die einzelnen Bretter. Besäumen bedeutet, dass man den Borken- und Splintteil vom Brett abtrennt. Nach dem Besäumen konnten die Bretter gehobelt werden und erhielten mit diesem Schritt bereits die fertige Oberfläche. Anschliessen wurden sie dann wieder nach Wohlen an die Steingasse 47 gebracht.
Auf der Baustelle angekommen, wurden die Bretter mit einer Nut- und Kammverbindung versehen. Die Bearbeitung erfolgte mit einer sogenannten Oberfräse. Normalerweise werden Nut- und Kammverbindungen direkt in der Sägerei gemacht. In unserem Fall war dies aber nicht möglich und zwar aus folgendem Grund: Um die Bretter möglichst an das historische Vorbild anzulehnen, haben wir die Bretter in der Sägerei wie beschrieben nur besäumt und anschliessend nicht parallel geschnitten. Dadurch verlaufen die Bretter so wie der Baum gewachsen ist und sind teils stark konisch zulaufend. Früher hat man die Bretter nicht parallel geschnitten, um einerseits Material zu sparen und anderseits war es nicht notwendig, da man die Nut- und Kammverbindung ohnehin auf der Baustelle mit dem Handhobel machte.
Mittlerweile ist der Boden im ersten Raum fertig verlegt. Es werden noch einige mehr dazukommen und die Bildergalerie wird dementsprechend ergänzt. Das Holz aus dem lokalen Wald findet aber nicht nur in den Böden Verwendung; auch eine Treppe erhielt neue Tritte aus diesem Holz und später werden noch Täferwände nach historischem Vorbild angefertigt.