Schmiedearbeiten

Bei der Restaurierung eines historischen Hauses kommen immer wieder geschmiedete Beschläge zum Einsatz. Einzelne Beschläge, die an einem zu restaurierenden Element fehlen, finde ich meistens in meinem eigenen Fundus, welcher über die Jahre zu einer stattlichen Sammlung herangewachsen ist. Häufig werden aber auch eine Serie nachgebauter Beschläge benötigt oder mehrere baugleiche Teile in einer bestimmten Grösse – so zum Beispiel die Beschläge für die Fensterläden oder einige Vorreiber und Streicherplatten für die historischen Fenster. Sämtliche geschmiedeten Eisenwaren werden vom Schmied Michael Aeschimann in Beromünster angefertigt. Michael Aeschimann hat sich vor gut zwei Jahren selbständig gemacht und stellt in seiner Schmiede genau solche Beschläge selber her. Ich war zu Besuch bei Michael und konnte den Fortschritt meiner in Auftrag gegebenen Beschläge begutachten und ihn zudem bei der Fertigstellung eines der 88 Fensterladenbeschläge begleiten. Neben den Laden- und Fensterbeschlägen restaurierte Michael auch die Türen des Wärmefachs im bereits restaurierten Ofen.

Fensterladenbeschläge:
Die Form des Beschlags übernahm ich von einem Fensterladen, welchen ich in der Region Wohlen gesichtet hatte und übermittelte dem Schmied eine CAD-Zeichnung. Michael Aeschimann liess dann aufgrund meiner Zeichnung Rohlinge lasern, welche er in der Schmiede zum fertigen Beschlag ausarbeitet. Michael arbeitet häufig mit vorgefertigten Rohlingen, wodurch sich Zeit und damit auch Kosten sparen lassen. Die Masse für den Rohling musste er aber selber ermitteln, da der Rohling kleiner ist als das Original und beim Schmiedeprozess dann in die gewünschte Form getrieben wird. Während der Fensterladenbeschlag an einzelnen Stellen unterschiedliche Materialstärken aufweist, ist der Rohling überall gleich dick. Zum Bandbeschlag gehören auch die Kloben, an denen das Band aufgehängt wird. Die Kloben wurden früher direkt in die Fenstergewände geschlagen, was dank eines spitz zulaufenden Hinterteils mit Widerhaken möglich war. Da dieser Arbeitsschritt aber eine Gefahr für das alte Mauerwerk und den bereits aufgetragenen Grundputz darstellt, haben wir uns für ein Hinterteil mit Gewinde entschieden. Auf diese Weise kann bei der Montage ein Loch in das Fenstergewände gebohrt und der Bolzen vibrationsfrei eingedreht werden. Zudem müssen Ladenrückhalter montiert werden; auch diese werden durch Michael Aeschimann gefertigt.

Fensterbeschläge:
Bei der Restaurierung der bauzeitlichen Fenster musste ich einige Fenster wieder in den originalen Zustand zurückbauen. Hierzu fehlten einige Beschläge wie Vorreiber und Streicherplatten. Die zum Einsatz gekommenen Vorreiber sind schleifenförmig geschmiedet: Zwei „Schleifen“ sorgen dafür, dass beim Drehen gleich beide Fenster geschlossen werden. Um das Holz an diesen Stellen nicht zu verletzten, braucht es Streicherplatten aus Metall.

Türen des Wärmefachs:
Das Wärmefach des Kachelofens wird mittels einer Metalltüre bedient. Diese hat mit den Jahren etwas gelitten. Michael Aeschimann, unser Schmied, machte sie wieder funktionstüchtig. Die Wärmefachtüre des zweiten Ofens war stellenweise stark gerostet und teilweise blätterte der Belag ab. Diese Türe liess Michael Aeschimann nach der Reparatur bei einem Galvaniseur neu vernickeln.

Michael Aeschimann ist Schmied mit Herz und Seele, das traditionelle Handwerk des Schmiedes begeistert ihn schon seit seiner Kindheit. Eisen mithilfe von Feuer zu unterschiedlichsten Werkzeugen formen oder bestehendes Werkzeug und Beschläge zu restaurieren, ist seine berufliche Leidenschaft. Nicht nur das Handwerk, welches Michael ausübt, ist von langer Tradition geprägt; auch die Schmiede, in welcher er seiner selbständigen Tätigkeit nachgeht, blickt auf eine lange Tradition zurück. Die Werkstatt befindet sich in Beromünster direkt unterhalb der Kirche im Fläcken. Das Gebäude, in welchem die sogenannte Obere Schmitte untergebracht ist, steht unter Denkmalschutz und wurde 2016 vollumfänglich restauriert. Michael Aeschimann war für die Schmiede und deren weiteres Bestehen ein Glücksfall. Mehr zur Oberen Schmitte im Fläcken kann in einem Artikel, der am 9. März 2017 im Anzeiger Michelsamt erschienen ist, gelesen werden und mehr zu Michael Aeschimann ist auf seiner Internetseite zu erfahren.

2 Comments

  • Schmieden, das interessiert mich sehr. Mein bereits 1985 verstorbener Bruder Josef war von Beruf Schmied. In Baden „Halde“ lernte er den damals noch sehr interessanten Beruf. Dort wurden noch sehr viel Pferde beschlagen. Allerdings war das
    damals noch ein gefährliches Unterfangen. Es gab Tiere, die diese Prozedur gar nicht akzeptierten und sie schlugen aus.

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