Restaurierung der Fenstergewände

Nachdem der mehrheitlich defekte Kalkputz an der Fassade abgeschlagen wurde, konnten wir die Arbeiten an den Fenstergewänden in Angriff nehmen. Diese Arbeit benötigte etwas Zeit, da die aus Eichenholz gemachten, vermutlich meist aus der Bauzeit stammenden Fenstergewände zum Teil grosse Schadensbilder aufwiesen. Auf der Wetterseite wurden sie teils sogar schon einmal durch solche aus Sandstein ersetzt und einige der Simse wurden betoniert. Da der Putz an diversen Stellen grossflächig abgeplatzt ist, konnte das Regenwasser in die Konstruktion eindringen und hat das Holz auch an sonst unzugänglichen Stellen beschädigt. Dennoch waren wir erstaunt darüber, in welch gutem Zustand sich die Eiche nach gut 200 Jahren noch befand. Es ist anzunehmen, dass der grösste Teil des Schadens erst entstand, als nichts mehr für den Unterhalt der Fassade gemacht wurde, also schätzungsweise in den letzten 30 Jahren. Auch die Ölfarbe, mit welcher die Fenstergewände einmal bemalt wurden, wurde von der Witterung grösstenteils abgewaschen.

Das Ziel der Restaurierung bestand darin, möglichst viel von der originalen Bausubstanz zu erhalten und die Fenstergewände nur dann ganz zu ersetzen, wenn es unumgänglich war. Die sandsteinernen Gewände auf der Wetterseite haben wir durch hölzerne ersetzt, da diese einerseits aus zusammengewürfelten wiederverwendeten Standsteinen bestanden und sich anderseits in einem sehr schlechtem Zustand befanden. Auf der Wetterseite waren im unteren Bereich fast alle Schwellen komplett zu erneuern und weil das Wasser über die Putzabplatzungen auch in die unteren Zapfenlöcher eindringen konnte, mussten wir auch die Zapfen zum Teil neu ansetzen. Um einen Zapfen fachgerecht und langlebig zu erneuern, muss dieser ein Stück weit ins bestehende Holz eingelassen werden. D.h. es werden zwei Flicke gemacht – ein kürzerer auf das Niveau des Zapfens und der andere davor etwas länger, sodass er den hinteren überdeckt. Der vordere Flick war aber ohnehin notwendig, da diese untere Stelle stets faul war.

Um die Fenstergewände ein- und ausbauen zu können, mussten wir vorgängig das Mauerwerk bei den Eckverbindungen der Fenstergewände aufspitzen. Die Fenstergewände sind nämlich über die keilförmigen Ecken der Schwelle und des Sturzes im Mauerwerk verankert. Mit einer Richtlatte konnten wir die Fenstergewände nach der Fassade richten. Dies stellte sich als nicht ganz einfach heraus, da die Fassade stellenweise Unebenheiten aufweist. Zudem dürfen die Fensterstürze untereinander keine grossen Differenzen aufweisen, damit der Fassadenputz dann auch optisch stimmig wirkt. Die Wölbungen des Mauerwerks mussten wir also mit den Fenstergewänden etwas ausgleichen.

Nachdem alle Gewände gesetzt und fixiert wurden, konnte die erste Behandlung mit der Ölfarbgrundierung vorgenommen werden. Da die Eiche in Kombination mit dem Kalk des Maurermörtels chemisch reagiert und die Gerbsäure in der Eiche zum Vorschein bringt, haben wir die Gewände vorgängig grundiert. Somit gibt es keine Verfärbungen im Maurermörtel und an den Fenstergewänden. Zugleich erhalten die Gewände auf diese Weise auch seitlich einen Schutzanstrich. Unser Maurer, Armin Silder, der sich auf die Restaurierung historischer Bausubstanz spezialisiert hat, hat die Fenstergewände nun wieder eingemauert. Als Nächstes wird dann der Voranstrich mit Ölfarbe angebracht, bevor wir mit dem Fassadenputz beginnen.

Auch die Muschelkalk-Gewände gehören zu den Fenstergewänden und müssen vor dem Fassadenputz restauriert werden. Hierfür habe ich den Bildhauer und Plastiker Raffael Häfliger aus Wohlen beigezogen. Einer seiner Mitarbeiter hat die Muschelkalk-Gewände fein säuberlich restauriert. Hierzu folg später ein separater Blog-Eintrag.

Ausblick:
Momentan laufen die Vorbereitungen für die Neueindeckung des Daches auf Hochtouren. Im Dachgeschoss sind wir dabei, einen Teil der Böden zu demontieren, damit die Konstruktion sichtbar wird und sich zeigt, wo das Dach auf das Mauerwerk stösst. Dieser Schritt ist nötig, um allfällige Wasserschäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Mit dem Restaurieren und Einmauern der Fenstergewände ist schon ein grosser Teil der Vorbereitungsarbeiten für den Fassadenputz gemacht, den wir im selben Zeitraum wie das Dach in Angriff nehmen werden. Zudem sind wir momentan auch mit der Restaurierung der Fenster beschäftigt.

Das Ziel ist es, die Hülle des Hauses dieses Jahr fertigzustellen.

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