Fassadenputz, Teil 3

Wie in den letzten beiden Beiträgen über den Fassadenputz beschrieben, haben wir den Ansprutz, den Stopfmörtel sowie den Grundputz bereits im letzten Jahr aufgetragen. Anschliessend mussten wir einerseits wegen den sinkenden Temperaturen eine Pause einlegen, anderseits aber auch damit die bereits aufgetragenen Schichten genügend trocknen und reissen konnten. Optimal ist, wenn der Grundputz vollständig austrocknen kann. Dieser schwindet beim Austrockenen ein wenig, wodurch Risse entstehen, welche bei zu kurzer Wartezeit auf den Deckputz übertragen werden können. Somit hatten wir nun die perfekten Voraussetzungen, um die Arbeiten am Fassadenputz wieder in Angriff zu nehmen. Als erstes kümmerte sich Armin Sidler um den Auftrag des Sockelgrundputzes, welcher nur noch als dünne Schicht aufgetragen wurde und den Sockel leicht vom Fassadenputz abheben soll.
Wie bereits in den vorangegangenen Beiträgen beschrieben, haben wir den Mörtel selber gemischt. Für den Feinputz haben wir uns demgegenüber für eine Fertigmischung der Firma RÖFIX entschieden. Dies hatte für uns den Vorteil, dass wir den Sand nicht erst trocknen und sieben mussten, sondern mit einem Produkt arbeiten konnten, auf welches wir uns von Anbeginn an verlassen konnten.

Ecklisenen
Nach dem Sockelgrundputz haben wir uns dem Fertigputz an den Ecklisenen gewidmet. Um diese leicht von den dazwischen liegenden Flächen abzuheben, kam hier eine feinere Körnung des Putzes zum Einsatz. Zur Verwendung kam hier das Produkt „RÖFIX 380 Hydraulkalk-Feinabrieb“. Dieser Putz hat eine maximale Sandkorngrösse von 0.5mm und wird in zwei Schichten aufgetragen. Die zweite Schicht haben wir mit einer Glättkelle geglättet, um eine besonders feine Oberfläche zu erhalten. Nicht nur die Körnung ist bei den Ecklisenen im Gegensatz zu den Flächen etwas anders; auch die Farbe unterscheidet sich. Wo bei den Flächen ein abgetöntes Weiss zum Einsatz kam, haben wir die Ecklisenen mit einem hellen Grau gestrichen.

Flächen
Anschliessend an die Ecklisenen konnten wir mit den Flächen loslegen. Hier mussten wir allerdings mehr Leute sein, um einen reibungslosen Ablauf der Arbeiten zu gewährleisten. Die Herausforderung besteht darin, den Putz gleichmässig aufzutragen, sodass keine Übergänge aufgrund des Gerüstes sichtbar sind. Dies gelang uns, indem wir auf unterschiedlichen Gerüstläufen arbeiteten und immer dort weiterfahren konnten, wo der andere zuvor aufgehört hatte. Für die Flächen verwendeten wir einen Putz mit 1.8mm Körnung, „RÖFIX 397“. Dieser Putz wird zusätzlich mit Sumpfkalk angemacht und ist ein reiner Kalkputz ohne Zusatzstoffe. Unser Ziel war, je eine Seite pro Tag fertig machen zu können und jeweils die nächste Seite vorzubereiten. Pro Seite mussten zwei Schichten Putz aufgetragen und anschliessend noch zwei Anstriche mit der Kalkfarbe gemacht werden. Wir waren zu fünft – eine Person mischte den Putz an und brachte ihn aufs Gerüst und die anderen vier trugen ihn auf die Wand auf. So waren wir jeweils am Mittag fertig mit Auftragen und konnten uns um den Anstrich und die Vorbereitungen für den nächsten Tag kümmern. Bevor der Putz aufgetragen werden konnte, mussten sämtliche Fenster und Anschlüsse an andere Bauteile abgeklebt werden, um diese nicht zu verunreinigen. Für diese Arbeit hatten wir perfektes Wetter – bewölkt und zum Teil leichter Regen. Wäre es zu heiss gewesen, hätten wir die Arbeit verschieben müssen, da der Putz dann schlicht zu rasch abtrocken würde.

Sockel
Der Sockel wurde als letztes in Angriff genommen und zwar deshalb, weil dieser mit dem Auftrag an den Flächen verschmutzt wurde. Grundsätzlich wurde aber dasselbe Material wie für die Flächen verwendet. Anstatt Sumpfkalk haben wir indes etwas Weisszement beigemischt, da dieser untere Bereich stärker beansprucht wird.

Farbanstrich
Um unserem System der biologischen Vorgehensweise treu zu bleiben, erfolgte auch der letzte Auftrag, der Farbanstrich, mit einer rein natürlichen Kalkfarbe. Die Kalkfarbe für die Ecklisenen und den Sockel, welche in einem hellen Grau gestrichen wurden, bezogen wir bei der THYMOS AG in Lenzburg, die uns den gewünschten Farbton nach einem Muster mischen konnte. Die Farbe für die Flächen mischte Armin Sidler selber. Für die Flächen benötigten wir rund 200kg Kalkfarbe, die man vor dem Auftragen nochmals mit 100-150kg Wasser mischt. Die Bestandteile der Farbe sind Mehl aus Kalkstein, mehrjähriger Sumpfkalk und Zellulosefasern als Bindemittel. Um ein leicht abgetöntes Weiss der Farbe zu erhalten, wurde die Farbe mit einem grossen Bestandteil Jurafill gemischt. Jurafill ist ein Steinmehl aus Kalk aus dem Juragebiet. Die fertige Mischung wird anschliessend vor dem Auftrag mit Wasser aufgemischt, damit sie weniger dick ist und somit besser aufgetragen werden kann. Es werden drei bis vier Anstriche gemacht, wobei der erste jeweils fresko gemacht werden muss. Das bedeutet, dass der erste Auftrag aufgetragen werden muss, solange der Putz noch leicht feucht ist und noch keine Sinterschicht bilden konnte. Nur so kann die Kalkfarbe mit dem Putz eine optimale Verbindung eingehen.

Zusammenfassung
Nachdem wir Anfang 2018 den gesamten bestehenden und defekten Putz abgespitzt hatten, konnte im Frühling mit dem Wiederaufbau der Putzschichten nach historischem Vorbild begonnen werden. Nach dem Ansprutz, welcher für die Haftung der weiteren Schichten auf dem Bruchsteinmauerwerk sorgte, folgte der Stopfmörtel. Mit dem Stopfmörtel wurden die gröbsten Unebenheiten ausgeglichen sowie Löcher in der Fassade gestopft. Da dieser sehr grobkörnig ist, kann auch relativ dick aufgetragen werden, ohne dass er stark Risse bildet. Danach wurde der Grundputz aufgetragen. Der Grundputz wird mit einem feineren Korn zubereitet. Mit ihm wurden die letzten Unebenheiten so gut wie möglich ausgeglichen und die Flächen kreiert, welche schlussendlich sichtbar sind. Auf den Grundputz folgten sodann der Feinputz und anschliessend der Kalkanstrich.

Einige interessante und erstaunliche Zahlen:

Fassadenfläche (ohne Fenster und Türen)                                           360 m2
Sand und Kies                                                                                             17 m3 (25’500 kg)
Arbeitsstunden                                                                                           1300 h
Bindemittel                                                                                                  170 Säcke (425 kg)
Kalkfarbe                                                                                                      220 kg
RÖFIX Feinputz                                                                                          2800 kg

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